Heilige Helena (Mutter Konstantins des Großen)

Flavia Iulia Helena (* 248/250 in Drepanon, heute Karamürsel, in Bithynien; † vermutlich am 18. August um 330 in Nikomedia, heute İzmit), auch Helena von Konstantinopel, war die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, von dem sie zur Augusta ernannt wurde. In der katholischen und der orthodoxen Kirche wird sie als Heilige verehrt.
Leben
Helena wurde nach überwiegender Meinung 248/250 in Drepanon in der Provinz Bithynien am Bosporus geboren. Sie stammte aus sehr einfachen Verhältnissen. Der Kirchenvater Ambrosius von Mailand schreibt, sie sei eine gute Herbergswirtin gewesen. In der Regel wird eine niedrige Herkunft angenommen, doch besteht auch die Möglichkeit, dass sie aus gehobenen Verhältnissen stammte. Beispielsweise finden sich britische Legenden, die sie als Tochter eines brittanischen Königs namens Coel sehen.
Sie führte eine Beziehung mit dem römischen Offizier Constantius und brachte zwischen 272 und 280 den gemeinsamen Sohn Konstantin zur Welt. Ob Constantius und Helena auch verheiratet waren, ist umstritten. Die beiden lebten möglicherweise in einem langjährigen Konkubinat. Constantius Chlorus trennte sich 289 von Helena, um Theodora zu heiraten, die Stieftochter des Kaisers Maximian. Er wurde von Maximian adoptiert und 293 im Rahmen der Tetrarchie zum Caesar (Unterkaiser) ernannt.
Nach dem Tod von Constantius Chlorus übernahm sein Sohn Konstantin das Heer des Vaters und wurde am 25. Juli 306 vom Heer im heutigen York zum Augustus (Oberkaiser) ausgerufen. Nach seinem Regierungsantritt holte er seine Mutter nach Trier.
Follis Helenas
Während Constantius Chlorus Heide blieb, ließ Helena sich taufen. Ihr Sohn Konstantin siegte 312 unter dem Banner Jesu Christi gegen seinen Gegner Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke und erließ im Jahr darauf das Toleranzedikt von Mailand.
Nach dem Zeugnis des Bischofs Ambrosius von Mailand und des Eusebius reiste Helena im Alter von vermutlich 76 Jahren nach Palästina. Unterwegs machte sie auch Station auf Zypern, was später in den Bemühungen der dortigen Kirche um Autokephalie eine Rolle spielen sollte.
In Jerusalem wies Helena um 326 den Bischof Makarios darauf hin, dass der Überlieferung nach unter einem von den Römern im 2. Jahrhundert errichteten Venustempel das Grab Christi liegen müsse. Dieser Tempel war von Kaiser Hadrian nach dem Bar-Kochba-Aufstand errichtet worden, um die Verehrung des Grabes durch die Christen zu beenden, denn schon in den ersten 100 Jahren nach der Kreuzigung Christi waren Golgota (der biblische Ort der Kreuzigung) und das etwa 40 Meter entfernte Grab Stätten der Verehrung für die wachsende Gemeinde der Judenchristen.
Als Hadrian nach der Niederschlagung des Aufstandes im Jahre 135 über dem zerstörten Jerusalem die Colonia Aelia Capitolina gründete, weihte er die Stadt seiner Lieblingsgöttin Venus und ließ über den frühchristlichen Heiligtümern am Westrand des Forums einen großen Tempel errichten. Eine hohe Terrasse bedeckte das vermutete Heilige Grab und den ganzen Golgotafelsen, auf dem sich nun eine Stele der Göttin erhob. Dieser künstlichen Terrasse ist es zu verdanken, dass die beiden Stätten erhalten blieben.
Bild oben: Die wahre Findung des Kreuzes Christi
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Nach der Legende veranlasste Helena Grabungen, bei denen unter anderem Reste des Kreuzes Christi sowie der Ort des Heiligen Grabes gefunden wurden. Helena ließ die aufgefundenen Reste des Kreuzes Christi in drei Teile teilen. Ein Drittel des Kreuzes blieb in Jerusalem, ein Drittel nahm die Kaisermutter mit nach Rom, und ein Drittel sandte sie ihrem Sohn nach Konstantinopel.
Über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle ließen Helena und ihr Sohn Konstantin eine Basilika errichten, die sogenannte Grabeskirche. Auch die Geburtskirche in Betlehem und die später zerstörte Eleona- (also Helena-)Basilika auf dem Ölberg gehen auf Helena zurück. Zudem ist sie auch Stifterin vieler anderer Kirchenbauten in und um Jerusalem sowie an anderen Orten.
Helena werden zudem die Auffindung und Mitnahme der Reliquien der Heiligen Drei Könige zugeschrieben. Zunächst waren die Reliquien im Familienbesitz und wurden später an Bischof Eustorgius verschenkt. Sie kamen schließlich nach Mailand, bis sie von Kaiser Friedrich Barbarossa in den Kölner Dom verbracht wurden. Die erhaltenen Gewebe zeigen große Ähnlichkeit mit Vergleichsstücken aus Syrien zur Zeitenwende.
Als Sterbedatum Helenas werden die Jahre zwischen 329 und 335 angegeben. 329 ist als Todesjahr am wahrscheinlichsten, weil danach keine Münzen mehr mit ihrem Namen geprägt wurden. Sie starb damit vermutlich am 18. August 329 in Nikomedia (İzmit).
Verehrung
Der Gedenktag der hl. Helena ist in der römisch-katholischen Kirche der 18. August, in der orthodoxen, armenischen, anglikanischen Kirche sowie der evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika und der Missouri-Synode der Lutheran Church der 21. Mai, in der koptischen Kirche der 4. Mai.
Heute ruhen die Reliquien der Heiligen in einer großen Porphyrwanne unter einem achteckigen Altaraufbau im linken Querhaus in der Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom. Im Trierer Dom wird das Haupt Helenas als Reliquie verehrt. Diese schenkte Kaiser Karl IV. dem Trierer Erzbischof.
Die hl. Helena gilt unter anderem als Schutzpatronin der Nagelschmiede (wegen der überlieferten Auffindung der Kreuznägel Christi, von denen einer im Bamberger Dom, einer in der Heiligen Lanze zu Wien und ein weiterer in der römischen Kirche Santa Croce in Gerusalemme als Reliquie verehrt wird). Außerdem wird ihre Fürbitte gegen Unwetter und Feuersgefahr erfleht. Der Gedenktag gehört zu den Eigenfesten des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Zu einer großen Verehrung der hl. Helena kam es vor allem im 12. Jahrhundert in Bonn, wo die Kaiserin der Legende nach als Stifterin des Bonner Münsters bzw. einer ersten Kirche über den Gräbern christlicher Märtyrer (hll. Cassius und Florentius), gilt. Davon zeugen zahlreiche Darstellungen im Bonner Münster und vielen anderen Kirchen und Kapellen in Bonn, wie beispielsweise in der barocken Kreuzbergkirche. 1135 erhielt der Propst des Cassius-Stiftes, Gerhard von Are, Reliquien der hl. Helena, die allerdings im 16. Jahrhundert bei einer Plünderung verlorengingen. 2012 schenkte das Trierer Domkapitel dem Bonner Münster eine Reliquie aus dem Reliquienschatz des Trierer Doms, um die „empfindliche Lücke in der Verehrung“ zu schließen, wie es in der Schenkungsurkunde heißt.
St.-Helena-Kirchen befinden sich zum Beispiel in:
  • Rheindahlen (katholisch)
  • Viersen-Helenabrunn (katholisch)
  • Bonn, Helenenkapelle
  • Lasel/Eifel, (katholische Pfarrkirche)
  • Schmalkalden (katholisch)
  • Aldein am Regglberg (Südtirol)
Die im Südatlantik gelegene Insel St. Helena ist nach der Heiligen und Kaisermutter benannt, ebenso weitere Städte (Santa Helena).
Früher wurde die hl. Helena oft mit der walisischen Heiligen Helen of Caernarfon (walisisch: Elen Luyddawg) verwechselt, die zwar ebenfalls einen Sohn namens Konstantin hatte, aber sechzig Jahre vor Flavia Iulia Helena lebte.
Darstellungen
Eine der bekanntesten Darstellungen der Heiligen befindet sich an einem der vier Hauptpfeiler der Kuppel des Petersdoms. Eine 1639 geschaffene monumentale Statue von Andrea Bolgi zeigt Helena mit dem Kreuz Christi. Darüber befindet sich eine Kapelle mit Balkon, in die 1629 auf Weisung des Barberini-Papstes Urban VIII. das größte in Rom noch erhaltene Stück des Kreuzes aus der Kirche Santa Croce in Gerusalemme übertragen wurde.
Die Gestalt der Helena erscheint auch in bildlichen Darstellungen der neun guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Christentums.
Name
Die Bezeichnung „von Konstantinopel“ ist nicht antik. Sie stammt aus der Zeit der Kreuzzüge, als man die Kaiserin in die geografische Nähe des christlichen Byzanz rücken bzw. die Stadt Konstantins in Verbindung mit der Heiligen bringen wollte. Tatsächlich hat Helena mit Konstantinopel wenig zu tun. Weder wurde sie in Konstantinopel geboren, noch hat sie dort längere Zeit gelebt. Ihr Lebensmittelpunkt lag vielmehr in Trier.
Bild oben: Die heilige Helena
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Einzelnachweise:
Paul Dräger (Hrsg.): Historie über Herkunft und Jugend Constantins des Großen und seine Mutter Helena. Lateinisch/Deutsch, 2., erweiterte Auflage, Kliomedia, Trier 2010, ISBN 978-3-89890-152-9.
Paul Dräger (Hrsg.): Lebensbeschreibung oder eher Predigt von der hl. Helena gemäß der Verfasserschaft Almanns. Lateinisch/Deutsch. Aus den Acta Sanctorum (1737/1867), verglichen mit der Handschrift der Stadtbibliothek Trier, Kliomedia, Trier 2007, ISBN 978-3-89890-113-0.
Literatur
Stephan Borgehammar: How the Holy Cross was Found. From Event to Medieval Legend. Dissertation. Uppsala 1991. Almqvist & Wiksell, Stockholm 1991, ISBN 91-22-01432-2 (Bibliotheca Theologiae Practicae. Kyrkovetenskapliga Studier. 47).
Jan Willem Drijvers: Helena Augusta. The Mother of Constantine the Great and her Finding of the True Cross. Brill, Leiden u. a. 1992, ISBN 90-04-09435-0 (Brill's Studies in intellectual History. 27).
Richard Klein: Helena II (Kaiserin). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 14. 1988, Sp. 355–375.
Hans A. Pohlsander: Helena – Empress and Saint. Ares, Chicago IL 1995, ISBN 0-89005-562-9.
Friedrich Wilhelm Bautz: Helena. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 701.
Sandra Ann Fortner, Andrea Rottloff: Auf den Spuren der Kaiserin Helena. Spätantike Pilgerinnen auf dem Weg ins Heilige Land. Sutton Verlag 2000, ISBN 978-3-89702-239-3.
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