Franziskus von Assisi
Er hinterließ zahlreiche Gebete und Gesänge (Laudi), unter anderem den berühmten Sonnengesang. Es sind hauptsächlich Loblieder und Anbetungstexte. Dabei wurde Franziskus, der in seiner Jugend dem Ritterideal nacheiferte, in Liedform und Wortwahl vom Minnelied inspiriert. Daneben stellte Franz aus Bibelzitaten ein Offizium für das Stundengebet seiner Brüder zusammen, bei dem er in freier Assoziation Verse aus den Propheten (vor allem Jesaja) und den Psalmen, aber auch aus dem Neuen Testament kombinierte. Neben den Lobgesängen und Gebeten sind von ihm auch Briefe erhalten, einige davon jedoch nur als Entwurf oder Diktat.
Das einzige erhaltene Autograph stellt das Schriftstück für Bruder Leo dar, das im Sacro Convento in Assisi aufbewahrt wird. Es enthält auf der Vorderseite den Segen für Bruder Leo und auf der Rückseite Notizen des Bruders zur Entstehung dieses Schriftstücks. Bruder Leo bewahrte dieses Pergament der Überlieferung nach zeit seines Lebens eingenäht in seinen Habit.Die verschiedenen aufeinander folgenden Regeltexte stellte Franziskus mit großer Wahrscheinlichkeit allein zusammen. Neben der verloren gegangenen Urregel verfasste er 1221 die ausführlichere Nichtbullierte Regel und etwas später die 1223 approbierte Bullierte Regel. Außerdem schrieb er spezielle Anweisungen für die Einsiedeleien nieder sowie weitere Mahnungen und Richtlinien für die Brüder und auch für die Schwestern der heiligen Klara von Assisi.In seinem geistlichen Testament, das im Frühjahr 1226 in Siena entstand, versuchte Franziskus, seinen Brüdern nochmals den ursprünglichen evangelischen Geist in Erinnerung zu rufen. Es sollte nach seinem Willen bei allen zukünftigen Ordensversammlungen neben der Ordensregel verlesen werden. Papst Gregor IX. sprach ihm indessen 1230, zwei Jahre nach der Heiligsprechung, mit der Bulle Quo elongati jede Rechtsverbindlichkeit für den Orden ab.Kajetan Eßer hat in intensiven Studien vor allem in den 1960er und 1970er Jahren die echten Schriften des Franz von Assisi von den ihm nur zugeschriebenen unterschieden. In der folgenden Liste sind die von der Forschung mittlerweile anerkannten echten Schriften mit dem Titel, den Eßer ihnen gab, aufgelistet:
Gebetstexte und Meditationen | Briefe | |
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Regeltexte und Mahnungen an die Brüder und Schwestern | Diktate und Entwürfe | |
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Franziskus hat der Überlieferung nach 1223 in Greccio das erste Mal das Weihnachtsevangelium in Form einer lebenden Krippe darstellen lassen. Dass die Heilige Messe in Anwesenheit von Tieren und in einer Stallhöhle über einer echten Krippe gefeiert wurde, zeigt den Sinn des Franziskus für Anschaulichkeit und Theatralik. Dies war als Abwandlung der im Mittelalter verbreiteten Mysterienspiele eine Neuerung, die in vereinfachter Form (beispielsweise durch bildliche oder figürliche Darstellungen) in die Andachtsübungen vieler Klöster übernommen wurde. Jahrhundertelang dienten Krippendarstellungen den Franziskanern wie auch den Jesuiten als anschauliches Material für die Katechese. Der Brauch, an Weihnachten eine Krippe aufzustellen, hat sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet.
Die Einfachheit in der Lebensführung und das geschwisterliche Verhältnis zur Schöpfung, das Franziskus im Sonnengesang zum Ausdruck brachte, begründen bis heute seine Vorbildfunktion in Fragen des Mensch-Natur-Verhältnisses. Vertreter der ökologischen Bewegung und Kritiker der anthropozentrischen Ausrichtung kirchlicher Soziallehre sahen in Franziskus daher den Idealtyp einer beispielhaften Beziehung zwischen Mensch und Natur. Der Befreiungstheologe Leonardo Boff wertete Franziskus als „westlichen Archetyp des ökologischen Menschen“, in dem sich die „Summe aller ökologischen Kardinaltugenden“ verwirkliche. 1979 wurde der heilige Franziskus daher von Papst Johannes Paul II. zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie ernannt. In der Proklamationsurkunde Inter Sanctos verwies der Papst auf die große Wertschätzung, die der hl. Franziskus der belebten und unbelebten Natur entgegengebracht und aus der heraus er Mond und Gestirne, Feuer, Wasser, Luft und Erde als „Geschwister“ wahrgenommen habe. Bereits 1939 war der hl. Franziskus von Papst Pius XII. zum Schutzpatron Italiens bestimmt worden. Zugleich ist der hl. Franziskus Patron der Tierärzte.In der frühen Literatur wird Franziskus oft Poverello (der kleine Arme) genannt. Die Biographien nennen ihn gelegentlich auch Seraphicus oder Pater seraphicus (seraphischer Vater); diese Beinamen spielen darauf an, dass Franz der Überlieferung zufolge einen sechsflügeligen Engel, einen Seraphen sah, als er stigmatisiert wurde.
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